"Coaching ist nicht immer bequem oder gar trocken, dafür aber äußerst effektiv und fruchtvoll."
Im Interview verrät uns Business Coach Marit Zenk wieso Führungskräfte Coaching brauchen und wie sie es schafft, auch das C-Level aufzumischen und noch erfolgreicher zu machen. Auch warum unser Segelschiff nicht nur einzigartige Umgebung, sondern das ideale Trainingsmodul für ihre Trainings sind, erklärt sie überzeugend.
Marit, Du bist Trainerin zu Lande, zu Luft und zu Wasser – was heißt das und was sagt das über dich aus?
Zu Lande – da trainiere ich seit Jahren wie die meisten meiner Trainer-Kollegen. Zu Luft bezieht sich auf ein Training im Cockpit eines A320. Der Pilot Thomas Fengler und ich haben ein Format geschaffen, wo wir Chef & Assistenz in seinem Full-Flight-Simulator trainieren. Und zwar mit echten Methoden aus der Luftfahrt, die einst von der NASA entwickelt worden sind. Da geht es um Stress und Belastbarkeit, wie tragfähige Entscheidungen getroffen werden können und was es dafür an Kommunikation und Rollenklarheit braucht. Wir rahmen das Fliegen mit Briefing und Debriefing und schaffen so die Analogie zum Business-Alltag. Ähnlich spannend wird es auch hier auf dem Großsegler zugehen, wenn wir das Führungskräftetraining an Bord und auf See durchführen. Daher „zu Wasser“ - quasi als Marketing-Trilogie. Ich finde das sehr eingängig und es zeigt, wie vielfältig und flexibel ich bin. 😉
Worin siehst du deine Hauptaufgabe als Business Coach?
Als Business Coach ist es meine Aufgabe, Menschen zu begleiten, damit sie ihre Ziele, Aufgaben und Herausforderungen in ihrem Berufsumfeld besser und vielleicht auch leichter erreichen. Damit mein Coachee den für sich richtigen Weg finden kann, braucht es ein klares Ziel. Sofern noch nicht vorhanden, erarbeite ich dieses mit ihm. Dann geht es an die Strategie, die Meilensteine und zuletzt an den Proof of Concept. Reines Coaching heißt, empathisch und gezielt Fragen zu stellen, um an den wahren Kern zu gelangen. Das kann mit Coaching-Übungen unterstützt werden. Coaching ist nicht immer bequem oder gar trocken, dafür aber äußerst effektiv und fruchtvoll. Ich sage oft plakativ: „Ich bin die Hebamme für Ihr Unterbewusstes“.
Was ist eine gute Führungskraft?
Eine gute Führungskraft kennt ihre Ziele, richtet ihre Strategie danach aus und nimmt ihre Mitarbeiter mit auf diese unternehmerische Reise. Ihr Team kann ihr folgen und tut dies auch gern, weil das Ziel transparent ist, der Nutzen ersichtlich und es sich mit dem Unternehmen identifiziert. Sie führt ihre Mitarbeiter bedürfnisorientiert, fördert ihre Handlungskompetenzen, damit jeder loyal, integer und engagiert mit dabei ist – ob intrinsisch oder extrinsisch motiviert. Sie ist durchsetzungsstark, entscheidungsfreudig, verantwortungsvoll und ihren Mitarbeitern zugewandt. Sie weiß, was sie will, ist offen für Kritik, lebt eine gesunde Fehlerkultur und steht hinter ihrem Team. Auch in puncto Selbst-Management ist sie ein Vorbild.
Wieso überhaupt Training für Führungskräfte? Sind sie nicht deshalb in diesen Positionen, weil sie die entsprechenden Fähigkeiten schon mitbringen?
Das wäre schön, ist aber nicht immer machbar. Gerade durch Krankheit, Tod oder wenn eine Führungskraft geschasst wird oder das Unternehmen selbst kurzerhand verlässt, braucht es einen Nachfolger. Und dann gilt die Devise learning by doing. Führungskräftetrainings wird es immer geben, muss es auch. Matrosen sind wichtig, aber ohne Kapitän wird es auch bei aller Tatkraft und großer Mannstärke nicht funktionieren. Beide Seiten sind aufeinander angewiesen.
Wieso siehst du das Segelschiff als ideale Umgebung - ja eigentlich ideales Grundelement - für dein Führungskräftetraining?
Ich habe schon beim Cockpit-Training mit dem Piloten gemerkt, dass die Teilnehmer durch den ungewohnten Trainingsraum auch einen für sie selbst ungewohnten Wahrnehmungsfilter nutzen. Sie erleben sich neu und können folglich auch die Dinge anders sehen. Ein Kapitän und seine Besatzung – das ist auf See das Pendant zur Führungskraft und ihrem Team. Wir machen uns dieses Zusammenspiel mit seinen Abhängigkeiten hier an Bord zunutze, um den Transfer zum Führungskräftealltag zu schaffen. Damit locken wir sicherlich den ein oder anderen aus seiner Komfortzone. Aber genau darum geht es: neue Bereiche aufzuzeigen und Türen zu öffnen, um den eigenen Handlungsspielraum erweitern zu können.
Welche Themen behandelst du in deinen Trainings bzw. inwiefern stärkt das Training auf der Eye of the Wind die Führungskompetenz der Teilnehmer?
In meinen Trainings kommt mir niemand an der Definition seiner Rolle sowie am Perspektivenwechsel vorbei. Ich halte es für essenziell, dass die Teilnehmer die Erwartungen an ihre Rolle (er-)kennen, selbst welche hegen und andere Perspektiven einnehmen, um die Dinge zu sehen, die für andere offensichtlich sind. Das wird auch auf der Eye of the Wind stattfinden. Zudem beleuchte ich innere Überzeugungen, zwischenmenschliche Aspekte, Stressfaktoren sowie den Umgang damit. Mit dem Training an Bord bieten wir Parallelen zum Führungsalltag. Wer möchte, kann mit anpacken. Durch die Manöverkritik sollen unsere Teilnehmer in ihrer Rolle als Führungskraft gestärkt werden. Wir erhöhen ihre Führungskompetenzen in puncto Zielsetzung, Strategieentwicklung, adäquates Kommunizieren, sinnvolles Delegieren und teamorientiertes Motivieren. Die Teilnehmer dürfen gespannt sein!
Gibt es Methoden und Werkzeuge, die du besonders gerne anwendest?
Neben der Rollendefinition und dem Perspektivenwechsel, gebe ich gern Einblicke in unsere Persönlichkeitsstruktur. Nur, wer seine „Baubeschreibung“ kennt, kann auch seiner „Bedienungsanleitung“ auf die Schliche kommen. Wer sich versteht, kann auch andere besser verstehen. Ich bin für vier Persönlichkeitsanalysen zertifiziert, die meine Klienten bei mir einkaufen können, um ihre individuellen Lebensmotive, Werte, Verhaltenspräferenzen sowie ihre Wirkung und Wahrnehmung nach außen einmal abgebildet zu bekommen. Damit werden unbewusste Anteile nicht nur sichtbar, sondern vor allem greifbar gemacht. Sie können leichter akzeptiert oder weiter ent-wickelt werden. Diese Diagnostik-Tools ermöglichen die eigene Persönlichkeitsentwicklung mit großen Schritten und innerhalb kürzester Zeit voranzutreiben. Gleichzeitig fördern sie Verständnis und Toleranz. Das sind wichtige Tugenden – auch für Führungskräfte. Nebenbei bemerkt: unsere Teilnehmer haben die Möglichkeit, im Vorfeld zum Törn eine solche Analyse gegen einen kleinen Aufpreis machen zu lassen.
Wie gehst du auf unterschiedliche (Führungs-)Persönlichkeiten ein bzw. wie erreichst du sie?
Ich nehme die Menschen so wie sie sind. Als Unternehmertochter und langjährige Vorstandsassistentin habe ich keinerlei Berührungsängste mit dem C-Level, ganz im Gegenteil, ich fühlte mich auf der Chefetage schon immer zuhause. Seit 2008 bin ich nun selbst Unternehmerin und bilde mir ein, dass ich Menschen unterschiedlicher Couleur mit meiner unnachahmlich charmanten Art, die auf meinem norddeutschen Humor basiert, erreiche. Man sagt mir nach, ich wäre offen, direkt, fordernd und manches Mal provokant. (Marit Zenk schmunzelt) Und ich bin immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort. 😉
Deine Worte an zukünftige Mitsegler bei unseren Führungskräftetrainings:
Ich freue mich auf alle Führungskräfte! Besonders auf die, die zögern zu buchen, weil sie glauben, es nicht zu brauchen oder weil sie meinen, es sei noch zu früh. Wer VUCA kennt und nicht weiß, dass BANI gerade Phase ist, der ist hier ebenfalls richtig. An Bord wird jeder gleichbehandelt und darf ein paar Tage Teil unserer Segel-Crew sein. Auch die vermeintlich Seefesten sollten unbedingt Reisetabletten mitnehmen, damit wir allzeit tagen können. In diesem Sinne - Ahoi!