Erfahrungsbericht Ralf Breetzmann

Ahoi, ahoi, Anker lichten und Segel setzen in der Dänischen Südsee – ein Führungskräfte-Training der ganz anderen Art!


Bei der Transportkühlung Thermo King GmbH, wo ich als Niederlassungsbeauftragter in Rostock tätig bin, wird seit jeher großer Wert auf die Ausbildung und das Training der ersten und zweiten Führungsebene gelegt. Als mir daher mein Geschäftsführer eröffnete, ich solle an einem Teambildungsseminar teilnehmen, war ich nicht sonderlich überrascht. Erstaunt war ich aber dann, als ich genauer erfuhr, wo der Drei-Tages-Lehrgang stattfinden sollte: auf der Eye of the Wind, einem 1911 vom Stapel gelassenem Segelschiff! Da ich früher selbst einige Jahre auf einem 15.000-Tonnen-Schiff verbracht und daher einige Erfahrung auf dem Gebiet der Seefahrt erworben hatte, blickte ich diesem speziellen Segeltörn neugierig entgegen.

Am Vorabend des Reisebeginns kam ich in Holtenau nahe bei Kiel an, wo die Brigg vor Anker lag und auf mich und die anderen Teilnehmer wartete. Bereits auf den ersten Blick konnte man das Besondere an diesem schönen Großsegler erkennen: Trotz der 100-jährigen Geschichte dieses Großseglers, der in seinem Leben bereits zweimal die Welt umsegelt hatte, war die gesamte Ausstattung vom Feinsten. Wir wurden von dem Trainer und der Crew herzlich empfangen und bekamen unsere Kajüten unter Deck zugewiesen. Es war alles Notwendige vorhanden: Klimaanlage, fließend kaltes und warmes Wasser, Dusche und Toilette. Später folgte das ausgiebige Abendessen oben an Deck, wo die Teilnehmer sich in lockerer, ungezwungener Atmosphäre bereits „beschnuppern“ konnten. Die Tatsache, dass wir uns alle gleich zu Beginn mit „Du“ ansprachen, empfand ich als sehr angenehm – da wurde uns bewusst, dass wir die nächsten drei Tage gemeinsam an einem Strang ziehen werden. So bildeten sich schneller Teams, und wir erkannten, dass wir untereinander gleichwertig waren.


Am nächsten Morgen, nach einem reichhaltigen Frühstück, liefen wir aus! Alle Teilnehmer standen an Deck und beobachteten die Crew bei ihren Manövern. Doch nicht lange, denn dann hieß es von unserem Trainer „Ab unter Deck!“, und der erste Theorieblock begann. Da die Teilnehmerzahl insgesamt auf nur zwölf Personen begrenzt ist, war das Zusammensein im stilvoll eingerichteten Salon sehr angenehm. Was den theoretischen Teil des Törns betrifft, war ich anfangs etwas skeptisch gewesen, ob sich in solch einer Umgebung die angekündigten Führungsthemen tatsächlich gut vermitteln lassen. Für mich war es sehr wichtig, soviel Führungswissen wie möglich aus der Veranstaltung für mich herauszuziehen, insbesondere Aspekte der Teamarbeit. Doch der Trainer zerstreute sehr bald meine anfängliche Skepsis. Anschaulich erläuterte er uns die Grundsätze verschiedener Führungsstile, machte uns mit Gesprächs- und Kommunikationstechniken vertraut und führte uns souverän in das Konfliktmanagement ein. Bei der Gruppen- und Teamarbeit machte sich das Besondere der Lokalität bemerkbar: Keiner konnte entkommen. Es war wie im echten Alltag einer Führungskraft – wenn man sich mit einer Situation konfrontiert sieht, kann man ihr letztendlich nicht ausweichen. Genauso wenig, wie man auf offener See vom Schiff springen kann.


Doch das Training war nicht nur von Theorie, sondern vor allem von Praxis geprägt. Und das war das absolut Besondere, das ein „herkömmliches“ Führungskräfteseminar einfach nicht bieten kann: Wir durften mit ran, d. h. wir nahmen aktiv am Bordleben mit teil! Es wurden Teams mit der Crew gebildet: Jeder Teilnehmer wurde nach dem Prinzip der „doppelten Positionsbesetzung“ einem Crew-Mitglied zugeteilt – vom Kapitän abwärts bis zum einfachen Matrosen. Ich wurde einem Team am Hauptmast zugeteilt, und dann hieß es „Segel setzen!“ bzw. „Segel brassen!“ Ich hätte nicht erwartet, dass diese Arbeit so schweißtreibend sein konnte! Doch der Sinn der Manöverarbeit wurde schnell ersichtlich: Nur durch eine klare Kommunikation und das Anpacken aller Beteiligten lässt sich ein Ziel erreichen. Man bekommt rasch vor Augen geführt, wo es im Ablauf hakt, wo Probleme auftauchen und wie man zügig reagieren muss. In einem normalen Hoteltagungsraum kann man solche Situationen vielleicht kurz in einem Rollenspiel üben, aber auf dem Schiff im Echtbetrieb darf man sich keine Fehler erlauben. So wie im Alltag einer Führungskraft eben auch nicht. An den beiden Abenden genossen wir den Landausflug. Er bot neben der Gelegenheit zum Abendessen auch die Möglichkeit, untereinander in lockerer Atmosphäre ins Gespräch zu kommen. Es war für mich sehr interessant zu erfahren, mit welchen Problemen die anderen Teilnehmer in ihrem Führungsalltag konfrontiert waren und wie sie bisher damit umgingen. Ausgehend von den bislang geschulten Inhalten auf dem Schiff fingen wir gemeinsam an, über mögliche Lösungen zu diskutieren. Am dritten und letzten Tag waren wir, trotz der insgesamt kurzen Dauer des Törns, bereits ein richtig gut eingespieltes Team. Da machte es uns auch nichts aus, dass der Wind zum Schluss ein wenig auffrischte. Im Gegenteil: Wir trotzten gemeinsam dem Wetter und fuhren mit vollen Segeln wieder in den Hafen von Kiel ein. Ich persönlich empfand die Teilnahme an diesem etwas anderen Führungsseminar äußerst lehrreich und möchte die insgesamt gemachten Erfahrungen nicht missen. Neben den mir besonders wichtigen Aspekten der Teambildungsfindung waren die Umgebung und die damit verbundene Atmosphäre auf dem Schiff einfach unvergesslich. Wenn mich jemand fragen sollte, ob ich wieder an so einem Trip teilnehmen würde, wäre meine Antwort: Sofort!


Ralf Breetzmann

Transportkühlung Thermo King GmbH

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